Dienstag, 22. Mai 2012

[Rezension] Herr Leben, die Rechnung bitte!

Titel: Herr Leben, die Rechnung bitte!
Originaltitel: Herr Leben, die Rechnung bitte!
Reihe: -
Autorin: Sarah Eder
Seiten: 276, broschiert
Verlag: Epidu Verlag
Veröffentlichung: März 2011
Empfohlenes Alter (vom Hersteller): -
Empfohlenes Alter (von mir): 20 aufwärts
Bestellen: hier!

Kurzbeschreibung
Fellix, hatte ich geschrieben mit Doppel-l und Blauaugen hat er gehabt und eine Raupe am Schuh. War doch mehr Wein, als ich gedacht hatte. Um jeden Preis will Hannah ihr Herz zurück. Aber das ist gar nicht so einfach, wenn dieses in Portugal liegt, weil es versehentlich von Felix eingepackt wurde, der gar nicht weiß, welch wertvollen Besitz er in seinem Koffer mit sich trägt. Da kann nur einer Abhilfe schaffen: Herr Leben, ihr Therapeut. Mit seinen produktiv-verstörenden Methoden reduziert er Hannahs chaotisches Dasein auf vier zentrale Fragen. Auf der Suche nach (Ant) Worten, stolpert Hannah über Einsichten, Verzweiflung und Leos, über Ischiasnerven, Raupen und Blauaugen, bizarre und wunderschöne Momente, um letztendlich mit den Fragen des (Herrn) Lebens abzurechnen.

Meine Meinung
Ich mag Bücher, die versuchen Antworten auf bestimmte Fragen des Lebens zu finden und somit den Eindruck vermitteln, dass in ihnen doch ein Stück versteckter Ratgeber steckt. Der Klappentext hat mich außerdem angesprochen, obwohl er reichlich verwirrend erscheint.. (jetzt nach dem Lesen natürlich nicht mehr, jetzt sind ja alle Fragen geklärt). Daher hat mich der Inhalt zwar nicht enttäuscht, aber das ganze Drumherum.

Vorab noch ein paar Worte zum Cover: Vor dem Lesen fand ich es ganz schön, es verspricht leichte Strandlektüre und wirkt nicht so episch und knallhart wie das, der meisten anderen Bücher, die ich lese (bei Fantasy muss ja alles immer ein bisschen düster wirken). Im Nachhinein ist es tatsächlich sehr zum Inhalt abgestimmt und gefällt mir ziemlich gut.

Ein weiterer Aspekt, der nach Sonne, Meer und diesem Buch ruft, ist die Liebesgeschichte, die versprochen wird. Hannah ist unglücklich verliebt und man erwartet einen schweren und dennoch tollpatschigen, lustigen Weg bis zum Happy End. Alllerdings ist das gar nicht die Idee hinter dem Buch, wie sich beim Lesen herausgestellt hat, denn diese Liebesgeschichte ist eigentlich nur zweitrangig, da das Hauptaugenmerk auf Hannahs generell sehr chaotisches Leben und die damit verbundene Therapie gerichtet ist bzw. sein sollte. Für meinen Geschmack ein ziemlich guter Ansatz insbesondere, wenn man an die Methoden des guten Herrn Lebens denkt. Es steckt also recht viel Potenzial darin, das gut ausgeschöpft wird, aber dennoch ein bisschen zu wenig Beachtung bekommt, da es stellenweise einfach unterdrückt wird vom ganzen Felixdrama.

Mit den Charakteren ist das auch so eine Sache. Hannah lernt man zwar ziemlich gut kennen, aber dennoch war sie mir persönlich ganz schön unsympathisch. Dennoch konnte ich mit ihr Leben, da sie ja nicht wirklich viel gehandelt hat auf den ca. 300 Seiten. Abgesehen von ihren Handlungen fand ich sie schlicht ein bisschen nervig, okay zugegeben mehr als ein bisschen, die meisten Seiten im Buch sind mit ihren Gedanken gefüllt, die teilweise ziemlich gut sind und zum Nachdenken anregen, aber stellenweise einfach nur schrecklich sind. Ich meine.. wer regt sich schon gefühlt Stunden lang darüber auf, dass er ein Schnitzel bestellt hat, um es dann doch nicht zu essen?! Unter den anderen Figuren gibt es zwar ein paar die ganz nett daherkommen, wie Leo, Mia und Herrn Leben, aber von denen der Leser irgendwie nur verschwommen am Rande etwas mitbekommt, weil der Fokus ununterbrochen auf Hannah gerichtet ist. Dadurch kommt es mir so vor, als gäbe es in dem Buch gar keine anderen Personen, irgendwie seltsam, aber wahr.

Beim Schreibstil muss ich leider wieder ein bisschen meckern, denn der ist alles andere als gut zu lesen. Ich fing schon beim Lesen des Prologs an zu hoffen, dass das nicht wirklich das ganze Buch so weitergehen würde. Leider war die Hoffnung vergebens, allerdings habe ich mich ab der Hälfte des Buches einigermaßen daran gewöhnt. Es fiel mir trotzdem reichlich schwer diesen verschachtelten Sätzen zu folgen (Versteht mich nicht falsch, ich mag es Schachtelsätze zu schreiben, aber nicht sie zu lesen.. da ist ein Unterschied). Was mich aber noch mehr belastet hat, als die Schachtelsätze waren die Wortstellungen im Satz. Ich denke nicht, dass irgendjemand so redet. Das Prädikat rutscht mal eben irgendwo ans Ende, das Objekt muss man auch lange suchen und ständig musste ich gucken wo nochmal die Anführungszeichen gesetzt wurden, um überhaupt mitzubekommen, wo denn jetzt direkte Rede war und wo nicht. An manchen Stellen sind zwar auch kleine Wortneuschöpfungen miteingebracht, die ich zeitweise ganz lustig fand, aber ab einer bestimmten Stelle nur noch nervig und kindisch.

Der Knackpunkt bei diesem Buch ist wie folgt zu beschreiben: Die Erwartungen meinerseits bezogen sich auf eine lockere Strandlektüre mit leicht nebenbei servierten Lebensweisheiten. Diese wurden nicht wirklich erfüllt, da der Schreibstil alles andere als geeignet zum Entspannen am Strand ist und die Liebesgeschichte auch gar nicht mal so leicht ist, sondern sich eher ein bisschen depressiv auf die ohnehin schon ein wenig unsympathische Protagonistin auswirkt. Eigentlich eine blöde Sache, denn wirklich gut sind die Emails an Herrn Leben und dessen Therapiestunden, allerdings treten die erst ein, wenn Herrn Leben in Hannas Leben kommt und das dauert eine kleine Weile, die man sich ein bisschen durchs Buch quälen muss. Ab da an gehts allerdings Berg auf und wie gesagt, die Weisheiten, die in diesen Phasen der Geschichte vermittelt werden sind ganz schön.

Ich denke, für ältere (und das meine ich nicht böse) Frauen, mit einer kleinen Krise ist dieses Buch ganz gut, aber für mich reichlich anstrengend, obwohl ich durchaus viele Dinge nachvollziehen konnte.

Fazit
Eine nette Geschichte mit Anlaufschwierigkeiten die, wenn man es sich verdient, ganz gute Ratschläge fürs Leben liefert.





Vielen Dank für das Rezensionsexemplar an



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1 Kommentare:

Crazy hat gesagt…

Eine wirklich gelungene Rezi, trotz der schlechte Bewertung!

LG Crazy

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